Brennpunkt Landwirtschaft: Heu-Selbstentzündungen

Unser Experte GD Othmar Nagl zum Thema
Brennpunkt Landwirtschaft! Heu-Selbstentzündungen gehören zwar nicht zu den Top-Fünf der möglichen Brandursachen auf einem Hof, aber da das Thema derzeit brandaktuell ist und es doch immer wieder zu solchen Fällen kommt, möchte ich im zweiten Teil der Serie darauf eingehen.
Der Geruch von frischem Heu wirkt auf viele von uns sehr angenehm. Es riecht würzig und erinnert uns an die Verbundenheit zur Natur. Für Landwirte bedeutet Heu vor allem eine wichtige Futterquelle für ihr Vieh, aber auch viel Arbeit.
Denn oft ist bei der Lagerung der Wassergehalt noch viel zu hoch, durch biologische Aktivität von Pilzen und Bakterien bildet sich eine Restatmungswärme, die ab einer gewissen Temperatur zur Selbstentzündung des Heus führen kann. Die richtige Lagerung und laufende Temperaturmessungen sind daher nötig.
Die Anzahl an Heu-Selbstentzündungen in unserer Landwirtschaft ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken. Dennoch wird das Thema nach wie vor von vielen Landwirten unterschätzt – mit oftmals verheerenden Folgen für den Betrieb. Daher ist auch hier Vorsicht geboten.
Um einer Heu-Selbstentzündung vorzubeugen, gilt folgendes:
- Lagern Sie Heu und auch Stroh nur im getrockneten Zustand ein. Der Bereich sollte gut durchlüftet sein.
- Kontrollieren Sie zuvor die Lagerstätte auf mögliche Schäden wie etwa undichte Wände oder Dächer.
- Wenn Sie eine Trocknungsanlage verwenden, beachten Sie bitte die Aufstellungshinweise von der BVS-Brandverhütungsstelle Oberösterreich. Warten und reinigen Sie die Maschine regelmäßig, um Staub und Verschmutzungen zu verhindern.
- Da auch der Druck des Ernteguts entscheidend ist, ob es zu einem Brand kommt, verteilen Sie das Heu gleichmäßig bzw. machen Sie den Heuballen nicht zu groß. Stapeln Sie Heuballen nicht zu hoch und zu dicht, damit eine ordentliche Luftzirkulation möglich ist.
- Überprüfen Sie die Lagerflächen regelmäßig auf Anzeichen von Schimmelbildung.
- Kontrollieren Sie die Temperatur regelmäßig und konsequent - auch bei Heuballen - mit einer technomechanischen Heumesssonde und das bis zu 14 Wochen nach der Einlagerung, wobei die ersten sechs Wochen besonders kritisch sind. Um einen Überblick zu behalten, verwenden Sie am besten unseren Heumesskalender.
WICHTIG:
!! Es gelten folgende Richtwerte !!
- Ab einem Messwert von 50 Grad Celsius besteht erhöhte Gefahr.
- Ab 60 Grad besteht Brandgefahr, messen Sie die Temperatur nun mindestens alle fünf Stunden!
- Ab 70 Grad raten wir dazu, die Feuerwehr unter der Notruf-Nummer 122 zu alarmieren.
Temperaturkontrollen dienen nicht nur Ihrem eigenen Interesse oder liegen im Interesse von uns Versicherungsunternehmen. Sie sind auch im Oö. Feuer- und Gefahrenpolizeigesetz unter § 2 Abs. 2.6 verankert, der besagt, dass „gefährliche, insbesondere zur Selbstentzündung neigende Stoffe wie z. B. Firnisse, bestimmte Erntegüter und dgl. entsprechend ihrem Gefahrenpotential zu lagern, zu verwahren oder mit ihnen zu hantieren sowie durch geeignete Maßnahmen (z. B. Temperaturmessungen) zu überwachen“ sind.
Übrigens!
Wir haben auch erlebt, dass sich Putzlappen selbst entzündet haben, da manche Chemikalien, aber auch Fett und Öl in Verbindung mit Luft ebenfalls reagieren und Hitze entwickeln können. Bitte daher auch hier um besondere Vorsicht! Verwenden Sie besser Einwegtücher oder tauchen Sie sie vollständig in Wasser ein.
Im nächsten Beitrag finden Sie mehr zur häufigsten Brandursache auf Höfen, nämlich elektrische Energie.
